Was ist ein Schottergarten? Und was ist verboten?

Die rechtlichen Vorgaben sind klar: Spätestens seit der neuen Landesbauordnung Nordrhein-Westfalen (Januar 2024, Novellierung der Landesbauordnung) ist nun konkretisiert, was verboten ist.

Als Schottergarten sind Flächen definiert, die größtenteils mit Folie oder Vlies und anschließend mit Schotter, Splitt, Rindenmulch oder Holzhackschnitzel bedeckt werden und gar nicht oder nur spärlich bepflanzt sind.

Die Problematik

Abnehmende Biodiversität
Gärten leisten einen immens wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. In Schottergärten oder bei Pflasterflächen finden aufgrund der fehlenden Pflanzen Insekten und Vögel keine Nahrung.

Flächenversiegelung
Bei reinen Pflaster- oder Schotterflächen kann Regenwasser nicht mehr vernünftig versickern, was sich negativ auf die Grundwasserneubildung auswirkt.

Grün ist lebendig

Pflanzen haben positive Auswirkungen auf das Mikroklima. Sie binden Staub und Schadstoffe aus der Luft und senken die unmittelbare Umgebungstemperatur.

Die Steinflächen hingegen heizen sich tagsüber auf und geben die gespeicherte Wärme nachts ab. In Städten und Gemeinden gibt es entsprechende Auflagen in den Bebauungsplänen: Schottergärten sind verboten, die Bepflanzung der Vorgärten ist Pflicht.

Lass Leben in Deinen Garten

Ein Schottergarten hat mit dem echten Kiesgarten nichts zu tun. Es ist wichtig, die Schotterflächen von richtigen Kies- oder Steingärten zu unterscheiden. Schottergärten sind ökologisch gesehen tote Flächen.

In einem lebendigen und artenreichen Kiesgarten werden Pflanzen verwendet, die an diesen Lebensbereich angepasst sind. Oft stammen diese Stauden im Ursprung aus Savannen- oder Präriegebieten. Sie sind doppelt angepasst, denn sie kennen in ihrer Heimat sowohl periodische Trockenheit als auch Starkniederschläge.

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Zur Anleitung für
deinen echten Kiesgarten

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Egal ob Kies, Schotter, Lava oder Glas – die Materialien alleine machen noch keinen „Garten des Grauens“.

Aus: „Der Kies muss weg“, Tjards Wendebourg, Verlag Eugen Ulmer

Moderner Stadtgarten als Kiesgarten mit Ziergräsern, Schafgarbe und Anis Ysop
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Lass uns Steine richtig einsetzen und ihnen zu ihrem guten Ruf zurückverhelfen!

Es gibt viele Möglichkeiten, einen Garten mit Kies und Schotter ansprechend zu gestalten. Die Negativbeispiele von Kies- und Schotterschüttungen sind nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern sie haben auch dafür gesorgt, dass Techniken mit Kies, Schotter und Splitt attraktiv zu gestalten in Verruf geraten sind: Am Ende richtet sich die Feindseligkeit gegen die Steine statt gegen die Lieblosigkeit, mit der sie verwendet werden.

Gerade an dieser Stelle möchten wir zur Differenzierung beitragen und einmal zeigen, was man mit Kies, Schotter und Splitt alles im positiven Sinne machen kann. Oft liefert die Natur das Vorbild.

Als Beispiele dienen Kiesgärten, deren Pflanzenzusammenstellungen hervorragend als Vorlagen für die Pflanzenverwendung im eigenen Garten taugen. Aber auch andere Arten, mit Kies und Schotter ansprechend zu gestalten, zeigen, dass die Steine ganz zu Unrecht in Verruf stehen, wenn sie sachgemäß verwendet werden.

„Heimische Pflanzen brauchen, im Gegensatz zu standortfremden Pflanzen, weniger Pflege. Außerdem locken sie Schmetterlinge, Hummeln und Vögel in den Garten. Wer seinen Garten standortgerecht plant, schafft ein Stück Natur und trägt zur Artenvielfalt bei.“

NABU-Gartenexpertin Marja Rottleb

Buchtipps

„Der Kies muss weg!“
Verlag Eugen Ulmer

„Der Kiesgarten – Gärtnern auf trockenem Standort“
Verlag Eugen Ulmer

„Kiesgärten – Blütenpracht ohne gießen“
Verlag Gräfe & Unzer

Buch Der Kies muss weg

Einen Kiesgarten besichtigen

Walisische Mohnblumen in Kiesgarten

Wer einmal den Garten der englischen Gartenkünstlerin Beth Chatto im südenglischen Elmstead besucht hat, kommt nicht mehr auf den Gedanken, Kiesgärten und Steinschüttungen in einen Topf zu werfen. Die Granddame der britischen Gartenkunst hat sogar ein Buch darüber verfasst, wie sie von 1991 am einen steinigen Parkplatz mithilfe von Pflanzen in ein Gartenkleinod verwandelt hat. Chatto verwendete dafür trocken- und wärmeverträgliche Arten (Xerophyten und Therophyten) die sie zu dynamischen Pflanzungen zusammengestellt hat.

Neben ausdauernden Pflanzen wie Scharfgabe, Junkerlilie oder Fetthenne spielen kurzlebige sich versamende Kräuter eine bedeutende Rolle: Eselsdistel, Königskerze und Verbenen. Der Kies tritt in den Hintergrund, die Pflanzen spielen die Hauptrolle und schaffen eine warme, mediterrane Atmosphäre. Der Eindruck ist so stark, dass der Garten zu einer über die Landesgrenzen hinaus bekannten Attraktion geworden ist.

Beth Chatto Garten: Clacton Road, Elmstead, Colchester C07 7DB

Auch in Deutschland gibt es ein paar feine Beispiele für Kiesgärten.

Einen davon haben Hella Kreiselmeyer und Ulrike Heffinger in Merzig an der Saar angelegt. Er ist Teil der elf Bereiche im „Garten der Sinne“, den Kreiselmeyer vor fast 20 Jahren gestaltet hat. Der 5.000 Quadratmeter große Kiesgarten entstand 2002 in einer ehemaligen Tongrube des Porzellanproduzenten Villeroy & Boch und liegt bis zu drei Meter tiefer als die umgebende Gartenanlage.

Auch in trockenen Phasen wird hier nicht gewässert, denn die trockenheitsverträglichen Pflanzen gedeihen hier ohne Bewässerung besonders gut. Neben vielen Polsterstauden wachsen in den steinigen Flächen zahlreiche Thymianarten und –sorten, Salbei, Küchenschellen, Stacheldrahtrose sowie Gräser.

Garten der Sinne: Ellerweg 11, 66663 Merzig

Trockenmauer aus Grauwackesteinen, im Beet wachsen vorn Sedum, Wollziest, Polster-Phlox, dahinter Segge, Heuchera und Hortensien

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